Im Folgenden werden in knapper Form die seit 2003 gesammelten Daten zur Bautzener Gewerkschaftsbewegung wiedergegeben. Der Fokus liegt dabei auf den freien Gewerkschaften und dem eng mit ihrer Geschichte verbundenen, noch heute als solches genutzten, Gewerkschaftshaus in der Dr.-Maria-Grollmuß-Straße.
1871 Streik der Bautzener Schuhmacher, bei dem die Streikenden finanzielle Unterstützung erhielten
1878 Das „Sozialistengesetz“ unterbindet auch in Bautzen die Bildung freier Gewerkschaften, einzig die am Ort ebenfalls vertretenen Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine sind hiervon ausgenommen
1881 Gründung einer Ortsgruppe des „Unterstützungsvereins Deutscher Buchdrucker“ als erste nachweisbare freie gewerkschaftliche Organisation in Bautzen. Gleichsam ist dies ein Beispiel für die verdeckte gewerkschaftliche Arbeit während des Sozialistengesetztes
1883 Gründung des „Reisekostenunterstützungsvereins Deutscher Tabakarbeiter“ als Ortsgruppe des „Deutschen Tabakarbeiterverbandes“
1890 Das Sozialistengesetz wird im Reichstag nicht verlängert, gewerkschaftliche Arbeit wird wieder legal möglich. Erstmal feiern die Bautzener Gewerkschafter den 1. Mai
1891 Gründung der Ortgruppe des „Deutschen Metallarbeiter-Verbandes“, Bauarbeiter, Former und Zimmerer folgen dem Beispiel
1892 Polizeiliche Auflösung der Maifeier der Buchdrucker und Schriftsetzer. Bis 1899 werden die Feiern zum 1. Mai in Form von Ausflügen außerhalb der Stadt organisiert
1896 Mehrwöchiger, letztlich aber erfolgreicher Holzarbeiterstreik
1896 Gründung des „Vereins Gewerkschaftskartell zu Bautzen“ als Dachorganisation der freien Gewerkschaften im Gasthof „Goldener Anker“ (Gerberstraße)
1897 Erstes Sommerfest der Bautzener Gewerkschaften – eine Tradition, die bis 1933 gepflegt wurde
1899 Erstmals findet eine Abendveranstaltung zum 1. Mai mit 350 Teilnehmern statt. Redner war der der Reichstagsabgeordnete Hermann Förster (1853-1912) aus Hamburg
1900 Gründung des Arbeiterturnvereins Bautzen, der den freien Gewerkschaften nahe stand
1901 Ca. 850 Bautzener Arbeiter werden durch das Kartell der freien Gewerkschaften vertreten
1903 Gründung eines „Localfonds“, in dem die freien Gewerkschaften Geld für ein eigenes Versammlungslokal und Büroräume sammelten
1904 Gründung des „Evangelischen Arbeitervereins für Bautzen und Umgegend“, der im selben Jahr schon 600 Mitglieder hatte
1905 Dauerhafter Bezug von „Büttners Restaurant“ (Fleischmarkt) als „Vereinslokal“. In den vorangehenden neun Jahren musste das Kartell nicht weniger als zehn Mal den Versammlungsort wechseln, weil dieser entweder zu klein geworden war oder der Besitzer der gewerkschaftlichen Arbeit den Zugang verweigerte
1905 Das freie Gewerkschaftskartell gibt sich eine Geschäftsordnung
1906 Das Kartell gründet einen „Gemaßregeltenfonds“ zur Unterstützung von Streikenden, die von ihrem Arbeitgeber wegen Fernbleibens von der Arbeit mit Geldbußen belegt wurden
1906 Der Dresdner Arbeitersekretär Hermann Duncker spricht in einem der zahlreichen durch die freien Gewerkschaften organisierten öffentlichen Vorträge über „Zweck & Nutzen des Kartells & des Arbeitersekretariats“. Das Kartell organisiert auch kulturelle Veranstaltungen für die Mitglieder, etwa „Volksvorstellungen“ von Theaterstücken oder Gesellschaftsfahrten, die beispielsweise 1913 Meißen zum Ziel hatten
1907 Ca. 2.200 Bautzener Arbeiter werden durch das Kartell der freien Gewerkschaften vertreten
1907 Einrichtung einer gewerkschaftlichen Bibliothek mit Bibliothekar in „Büttners Restaurant“
1909 Gründung eines gewerkschaftlichen „Jugendbildungsvereins“
1909 Das Kartell richtet für Bedürftige eine „Wärmstube“ in „Büttners Restaurant“ ein
1909 Auf Beschluss des Kartells erhalten der Vorsitzende, der Kassierer und der Schriftführer eine jährliche Entschädigung
1909 Gründung einer Jugend-, einer Kinderschutz- und einer Bibliothekskommission innerhalb des freien Kartells
1910 Erster offiziell genehmigter Maiumzug der Bautzener Gewerkschaften durch die Bautzener Innenstadt
1911 Im freien Gewerkschaftskartell sind 24 Berufsgruppen vertreten
1912 Anlässlich der Abendveranstaltung zum 1. Mai spricht der in Bautzen geborene Dresdner Stadtverordnete und spätere sächsische Ministerpräsident Wilhelm Buck (1869-1945)
1912 Erste Planungen im Bereich des sozialreformerischen Wohnungsbaus, die freien Gewerkschaften von Bautzen erwägen die Errichtung einer Gartenstadt
1913 Gründung des „Bezirkskartells der christlichen Gewerkschaften von Bautzen und Umgegend“, die als Dachverband von acht Berufsgruppen fungiert und ein eigenes, hauptamtlich besetztes Sekretariat im Haus des „Christlichen Vereins junger Männer“ (Töpferstraße) unterhält.
1918 Gründung des Arbeiter- und Soldatenrates Bautzen unter Vorsitz eines Gewerkschaftssekretärs aus der Metallbranche
1919 Umorganisation des Kartells als Ortsgruppe des freien „Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes“ (ADGB)
1919 Der ADGB ruft zur Feier des „Tags der Republik“ am 9. November auf, der bis 1933 durch die lokalen freien Gewerkschaften begangen wird
1920 Einrichtung eines festen ADGB-Sekretariats im ersten Stock von „Büttners Restaurant“
1920 Die freien Gewerkschaften von Bautzen beteiligen sich an den öffentlichen Protestkundgebungen gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch
1920 Der ADGB ruft zur „Verfassungsfeier“ am 11. August auf, die bis 1933 durch die lokalen freien Gewerkschaften begangen werden
1921 Gründung der „Bautzener Gewerkschaftszentrale GmbH“ durch den ADGB zum Ankauf von Immobilien zur gewerkschaftlichen Nutzung
1921 Große Erwerbslosendemonstrationen in Bautzen, die zu Zusammenstößen mit der Polizei und zahlreichen Verletzten führen
1921 Der freie ADGB in Bautzen fasst 28 Einzelgewerkschaften zusammen, der christliche „Deutsche Gewerkschaftsbund“ (DGB) elf und der aus den Hirsch Dunckerschen Gewerkvereinen hervorgegangene „Gewerkschaftsring“ zwei
1922 Das ADGB-Sekretariat ersten Stock von „Büttners Restaurant“ fungiert auch als Sekretariat des 3. SPD-Unterbezirks und als Geschäftsstelle der Sozialistischen Arbeiter-Jugend, Unterbezirk Oberlausitz
1922 Ankauf der Immobilie Heringstraße 2 am Hauptmarkt durch die „Bautzener Gewerkschaftszentrale GmbH“. In dem ursprünglich als Gewerkschaftshaus geplanten Gebäude sind in den folgenden Jahren eine Volksbuchhandlung und eine Geschäftsstelle der Ostsachsen-Druckerei Löbau eingerichtet. Zudem war die Redaktion der sozialdemokratischen „Volkszeitung“ und ab 1925 das Parteisekretariat des 3. SPD-Unterbezirks Bautzen-Kamenz dort untergebracht
1922 Der ADGB Bautzen ruft aus Protest gegen die Ermordung des deutschen Außenministers Walther Rathenau (1867-1922) zu einer öffentlichen Demonstration auf dem Bautzener Hauptmarkt auf, an der 6.000 Personen teilnehmen
1922 Zwei Funktionäre des ADGB werden in den Bautzener Stadtrat gewählt
1922 Die christlichen Gewerkschaften von Bautzen protestieren öffentlich gegen die Einführung des 1. Mai als gesetzlichen Feiertag
1923 Große Erwerbslosendemonstrationen in Bautzen, die zu Zusammenstößen mit der Polizei und zahlreichen Verletzten und Toten führen
1923 Aus Protest gegen den Einmarsch der Reichswehr in Sachsen streiken die Arbeiter des Elektrizitätswerks und der „Adolfshütte“. Der Arbeitersekretär des freien „Deutschen Metallarbeiter-Verbandes“ in Bautzen und Vorsitzender der SPD-Ortsgruppe Bautzen, Konrad Arndt, wird verhaftet, als er die Hüttenarbeiter zur Weiterführung des Streiks veranlasst. Arndt wurde vermutlich 1940 von den Nationalsozialisten ermordet.
1925 Ankauf der Immobilie Nordstraße 1 (heute Dr.-Maria-Grollmuß-Straße) durch die „Bautzener Gewerkschaftszentrale GmbH“. Nach Umbauten in den oberen Etagen ziehen sämtliche Teilgewerkschaften mit ihren Geschäftsstellen in den ersten und zweiten Stock des Hauses ein, auch die Bibliothek wird dort untergebracht. Die Bewirtschaftung der Gastwirtschaft „Goldene Sonne“ im Erdgeschoss wird dem Bautzener Gastwirt Herrmann Meier übertragen. In den folgenden Jahren wird das Haus das Zentrum des Bautzener Arbeitermilieus, wo sich beispielsweise auch die Unfallmeldestelle der Arbeitersamariterkolonne befand. Das Restaurant im Erdgeschoss wurde als Versammlungslokal durch den Arbeiter-Schachverein, das Arbeitersportkartell Bautzen, die Proletarischen Freidenker und nicht zuletzt durch die lokale SPD, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und die Jungsozialisten genutzt
1925 Der ADGB in Bautzen fasst 25 Einzelgewerkschaften zusammen, der christliche DGB zwölf und der „Gewerkschaftsring“ fünf
1925 Unterstützung der „Freien Volksbühne am Stadttheater Bautzen“ durch den ADGB
1926 Der Bautzener ADGB ist, gemeinsam mit SPD und Reichsbanner, Mitveranstalter der „Republikanischen Tage“, in deren Rahmen in den westlichen Schilleranlagen, gegenüber der Realschule, im Gedenken an den ersten Präsidenten der Weimarer Republik, eine Friedrich-Ebert-Eiche gepflanzt und ein Friedrich-Ebert-Gedenkstein eingeweiht wird
1929 Ausschluss zahlreicher Kommunisten aus dem freien ADGB
1930 Die Nationalsozialisten beginnen mit mäßigem Erfolg den Aufbau der „Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation“ (NSBO) in den Bautzener Betrieben
1931 Am Rande eines Brigadetreffens rechtsgerichteter Verbände dringt eine Gruppe Nationalsozialisten in das Gewerkschaftshaus Nordstraße ein. Im folgenden Handgemenge werden sechs Personen verletzt. Wenige Tage darauf findet eine „Kundgebung gegen den Faschismus“ statt, die der ADGB und das Arbeitersportkartell gemeinsam mit den lokalen Organisationen von SPD und KPD organisiert hatten
1931 Die Geschäftsstelle für den 3. SPD-Unterbezirk wird im Gewerkschaftshaus Nordstraße 1 eingerichtet und ist personell deckungsgleich mit dem ADGB-Sekretariat 1932 Der freie ADGB in Bautzen fasst 24 Einzelgewerkschaften zusammen, der christliche DGB 18 und der „Gewerkschaftsring“ fünf.
1933 Noch nachdem der ADGB auf Reichsebene die eigene „Neutralität“ gegenüber dem nationalsozialistischen Staat bekundet hatte, fand in Bautzen eine Bezirkskundgebung der Eisernen Front statt. Neben dem SPD-Reichstagsabgeordneten Artur Crispien (1875-1946) sprach auch der Bautzener ADGB-Sekretär Dr. Rolf Maaß
1933 Am 7. März 1933 wird das Bautzener Gewerkschaftshaus kurzzeitig durch die lokalen Verbände der SA und SS gestürmt, am 8. März 1933 endgültig besetzt. Zahlreiche Gewerkschafter und Angehörige linker Organisationen werden bei der Verteidigung des Hauses verletzt. Der Versuch des Reichsbanners, die im Haus internierten zu befreien, scheitert in der Nacht auf dem 9. März 1933. Das Haus wird als „Braunes Haus“ besetzt gehalten und fungiert bis Ende April 1933 als „wildes“ Schutzhaftlager der SA. Zuletzt waren 94 Personen im Gewerkschaftshaus interniert. Anfang Mai wird auf dem Gelände des stillgelegten Kupferhammers außerhalb der Stadt ein größeres Lager eingerichtet, in dem sich zeitweise mehr als 400 Personen befinden – darunter Gewerkschafter, politisch Aktive, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Arbeitsamtes sowie Lehrer. Ende Juni 1933 wird auch dieses Lager aufgelöst, die inhaftierten werden in das KZ Burg Hohnstein und in die Gefangenenanstalt II Dresden überführt
1933 Nach Verbot und Auflösung wird das gesamte Vermögen der freien Gewerkschaften Bautzen in den Besitz der im Mai 1933 gegründeten nationalsozialistischen „Deutschen Arbeitsfront“ (DAF) überführt. Gewerkschaftliche Arbeit im Sinne der Vertretung von Arbeitnehmerinteressen ist in der neuen, rein ideologischen Organisation nicht mehr möglich, die Bautzener ADGB-Betriebsräte verlieren ihre Arbeit
1933 Nach seiner Entlassung aus dem Schutzhaftlager Kupferhammer flieht der Bautzener ADGB-Sekretär Rolf Maaß in die Tschechoslowakei, wo er in Prag journalistisch für die sozialdemokratische Widerstandsorganisation SOPADE arbeitet
1933 Die Kreisverwaltung der DAF bezieht mit 60 hauptamtlich angestellten Mitarbeitern die Büroräume im Gewerkschaftshaus, der Restaurantbetrieb im Erdgeschoss wird eingestellt
1935 Auflösung der „Bautzener Gewerkschaftszentrale GmbH“. Die Immobilie in der Nordstraße wird später an einen Privatmann verkauft, das Gebäude am Hauptmarkt ging in den Besitz der Stadt Bautzen über
1935 Wiederaufnahme des Restaurantbetriebs im Erdgeschoss des Gewerkschaftshauses
1937 Auszug der DAF aus dem Gewerkschaftshaus. Der neue Eigentümer – Gastwirt Paul Lehmann – baut das Haus zum Hotel „Goldene Sonne“ um. In den oberen Etagen befinden sich bis 1945 die Gästezimmer und vier Wohnungen, im Erdgeschoss ein Restaurant
1945 Nach dem entsprechenden Befehl der sowjetischen Militäradministration wird im Juli 1945 in Bautzen der „Vorbereitende Ausschuss zur Bildung der freien Gewerkschaften“ gegründet. Ehemalige Mitglieder der freien Gewerkschaften und der lokalen SPD sind hieran maßgeblich beteiligt. Als eine der ersten Amtshandlungen wurde die Stadt Bautzen aufgefordert, die Vermögenswerte der DAF an den Ausschuss zu übertragen.
1945 Der Ausschuss wird im September 1945 zu einer Vereinbarung über die Löhne der städtischen Angestellten hinzugezogen, die in den Aufräumkommandos oder direkt bei der Besatzungsmacht arbeiteten
1945 Gründung des „Vorbereitenden Komitees für die Bildung des FDGB“ (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) unter der Leitung von KPD-Mitgliedern.
1945 Im Oktober 1945 zieht der Kreisvorstand der Gewerkschaften in das Gewerkschaftshaus Nordstraße 1. Das Haus wird allerdings vorerst nicht das Zentrum der neuen gewerkschaftlichen Arbeit – das „Volkshaus. Verkehrsstätte aller Schaffenden“ in der Äußeren Lauenstraße (ehemals „Bürgerbräu“) wird zur zweiten Anlaufstelle
1945 Ehemalige Angehörige des ADGB versammeln sich am 9. November zur „Revolutionsfeier“ im Gewerkschaftshaus
1945 Im Dezember wird der Gastwirt Paul Lehmann endgültig durch den Rat der Stadt Bautzen enteignet, das Gebäude Nordstraße 1 wird offiziell an die Gewerkschaften zur Nutzung übergeben
1946 Gründung des FDGB in Bautzen. Der neuen Organisation kommt weitgehend nur eine ideologische Bedeutung zu, zuerst bei Zwangsvereinigung von SPD und KPD im Kreisgebiet und der Vorbereitung des 1. Mai in Bautzen. Zu weit wesentlicheren Aufgabenfeldern entwickeln sich in den folgenden Jahren aber die Bereiche Kultur und Urlaubsorganisation
1946 Kurzzeitige Wiederaufnahme des Gaststättenbetriebs im Erdgeschoss des Gewerkschaftshauses Nordstraße
1946 Großer, unabhängig vom FDGB organisierter Streik der Neulehrer von Bautzen
1946 Gründung von Betriebsgewerkschaftsleitungen (BGL) und parallel gezielte Besetzung von Betriebsratsposten in den Bautzener Fabriken durch Kommunisten
1947 Im August ziehen sämtliche FDGB-Organisationen aus dem Haus in der Nordstraße aus, bis in den Sommer 1948 wird das Haus durch die Stadt Bautzen als „Umsiedlerlager“ genutzt und teilweise umgebaut
1947 Beginn der Auflösung der Betriebsräte in den Bautzener Betrieben
1948 Übertragung der Bautzener ADGB-Immobilien an die „Vermögensverwaltung FDGB GmbH Berlin“
1948 Im Juli 1948 bezieht der Kreisvorstand des FDGB „einschließlich aller Industriegewerkschaften und Gewerkschaften“ wieder die Räume im alten Gewerkschaftshaus. In dieser Nutzung bleibt das Haus bis 1990
1948 Endgültige Auflösung der Betriebsräte in allen Bautzener Betrieben nach der Bitterfelder Konferenz des FDGB, wodurch in diesen keine Strukturen freigewerkschaftlicher Arbeit mehr vorhanden sind
1953 Die frühzeitige Besetzung zentraler Positionen in den gewerkschaftlichen Strukturen durch linientreue Personen zeigt sich in Bautzen im Zusammenhang mit dem Volksaufstand vom 17. Juni als besonders erfolgreiches Konzept – es fanden vergleichsweise sehr wenige Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen statt
1989 Dem FDGB kommt im Zusammenhang mit den Revolutionsereignissen kaum eine Bedeutung zu. In den Betrieben selbst werden seine Gliederungen allerdings im Herbst 1989 verstärkt als Plattformen zur Artikulation von Unmut genutzt. Im November 1989 wird auch in Bautzen verstärkt die (personelle) Trennung von SED und FDGB betrieben, im Dezember sitzen zwei Vertreter des FDGB am Bautzener „Runden Tisch“, allerdings ohne Stimmrecht
1989 Gegen Ende des Jahres wählen die Beschäftigten in einigen Bautzener Betrieben Kontrollgremien und Betriebsräte zu den Strukturen des FDGB hinzu, woraufhin die FDGB-Betriebsgewerkschaftsleitung zurücktritt
1990 Nachdem im März 1990 das FDGB-Sekretariat Bautzen geschlossen zurückgetreten war, wurden die Kontakte zum „Deutschen Gewerkschaftsbund“ (DGB), insbesondere nach Worms, vertieft. In der Folge dieser Zusammenarbeit gründeten sich im Spätherbst 1990 die ersten Einzel- und Industriegewerkschaften in Bautzen
1991 Der DGB bezieht die Räume im alten Gewerkschaftshaus, Dr.-Maria-Grollmuß-Straße 1
Zusammengestellt im April 2007.
Quellen:
- Vogel, Sebastian/Steinberg, Swen: Aspekte zur Geschichte des Gewerkschaftshauses in Bautzen, Bautzen 2003.
- Steinberg, Swen/Vogel, Sebastian: Neue Aspekte zur Geschichte des Gewerkschaftshauses in Bautzen, Bautzen 2006.